
Schwester Agnelda Schulenkorf
Im Münsterland bin ich als sechstes von zehn Kindern geboren. Wir lebten auf einer kleinen Landwirtschaft. Es war in der Nachkriegszeit nicht so leicht für meine Eltern. Vater ging nebenher Torf stechen, oder er half in anderen landwirtschaftlichen Betrieben mit. Da Mutter früh erkrankte, lernten wir Mädchen keinen Beruf, sondern halfen im Haushalt. Nach der Volksschulzeit lebte ich einige Jahre in einem größeren landwirtschaftlichen Betrieb. Dort erlernte ich die Hauswirtschaft. Als meine Schwester bei den Hiltruper Missionsschwestern eintrat, war für mich die Arbeit im Elternhaus angesagt. Ich musste für den Haushalt, für die erkrankte Mutter und meine noch schulpflichtigen Geschwister sorgen. Mutters Gesundheitszustand verschlechterte sich sehr, so dass sie regelmäßig einige Wochen im Krankenhaus verbringen musste.
Trotz aller Arbeit hatte ich eine schöne Jugendzeit. Mit Nachbarn und Freunden machten wir kleinere Ausflüge und gingen zu Festen und Feiern in der näheren Umgebung. Ich fühlte mich schon sehr früh zum Ordensleben berufen. Wohin, das war für mich die große Frage. Fadenscheinige Gründe schob ich vor, warum ich mich nicht für die Hiltruper Schwestern entschied. Die Franziskanerinnen waren bei uns im Krankenhaus tätig. Ich wollte auf keinen Fall in die Mission. Obwohl mir von den fünf Ordensschwestern vor Ort nur eine wirklich sympathisch war, entschied ich mich für die Franziskanerinnen. Über das franziskanische Leben war mir damals nichts bekannt. Erst später wurde mir bewusst, dass ich jeden Sonntag nach der hl. Messe den Sonnengesang des hl. Franziskus gebetet hatte. Er stand im Laudate und gefiel mir sehr gut – Zufall oder Fügung?
1965 heiratete mein ältester Bruder, damit wurde der Weg für meinen Ordenseintritt frei. Mutter war damals schon sehr krank. Sie starb noch während meiner Postulats Zeit. Im August 1965 trat ich in unseren Orden ein, und wurde von 1970 – 1972 zur Diätassistentin ausgebildet. Danach arbeitete ich 15 Jahre in verschiedenen Häusern als Küchenleiterin.
1987 bot mir die Ordensleitung eine Ausbildung zur Altenpflege an. Es machte mir viel Freude. Besonders gerne hörte ich Erfahrungen, Erlebnisse und Geschichten aus dem Leben der älteren Menschen. Es waren segensreiche Jahre. Ein Urlaub in Esterwegen machte mich neugierig auf die Geschichte dieses Ortes und der damaligen Zeit. Ich fühlte mich angesprochen, hier zu leben. Nun bin ich seit Anfang November 2015 tatsächlich hier, und es ist für mich eine wunderbare Aufgabe. Hier habe ich Zeit für Begegnungen, Gespräche und Gebet. Besonders wohltuend empfinde ich, dass ich mich noch einsetzen kann soweit es meine Kräfte zulassen, dabei viele bereichernde Begegnungen habe, aber keine Leistung erbringen muss. Ich hoffe, dass es noch lange so bleibt.