Schwester M. Edelbertis Gevers
Als Ludwine Gevers wurde ich am 22.02.1939 in Vreden-Dömern, Gemeinde Winterswijk, an der holländischen Grenze geboren – als elftes von dreizehn Kindern, zehn Mädchen und drei Jungen. Mit unserer Mutter haben wir eine sehr frohe und abwechslungsreiche Kinderzeit erlebt. An diese Zeit erinnern wir uns immer gerne. Unser Vater war neben der Arbeit in Landwirtschaft und Garten bei der Vredener Post tätig und nebenher noch auch als „Fleischbeschauer“ (Prüfung von geschlachteten Tieren), war abends aber doch immer für uns Kinder da.
Alle Kinder lernten einen Beruf. Vier Geschwister waren bei der Post beschäftigt. Ich habe dann für zwei Jahre eine Ausbildung in einer Großküche in Lüdinghausen gemacht, da mein Vater diese Grundausbildung immer für eine Frau für wichtig hielt. Mein ältester Bruder war in den Jahren 1943 – 1944 Soldat. 1947, im Jahr meiner Erstkommunion, trat meine älteste Schwester Mathilde in den Orden der Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz ein, 1960 dann auch meine Schwester Juliane, während 1958 meine Schwester Elfriede bei den Clemensschwestern eingetreten war.
Während meines hauswirtschaftlichen Jahres lernte ich Schwester Acharis, eine Franziskanerin, kennen, die Leiterin der Großküche war. Diese Schwester habe ich sehr geschätzt. Bis dahin war ich noch unsicher, ob ein Leben als Ordensschwester auch für mich das Richtige sein könnte. Durch diese Schwester ist mir klargeworden, dass auch ich zum Ordensleben berufen bin. 1962 habe ich mich für den Eintritt bei den Mauritzer Franziskanerinnen entschieden. Nach der Einführung in dieses Leben legte ich erst die zeitliche und dann 1970 die Ewige Profess ab.
In der Gemeinschaft begann jetzt mein beruflicher Weg. Die Ausbildung in der Krankenpflege habe ich mit dem Examen 1965 abgeschlossen. Ich erkrankte danach schwer und wurde erst ein Jahr später, nach meiner Gesundung, in der Verwaltung des St. Rochus-Hospitals Telgte eingesetzt. Dort waren zwei ältere Schwestern tätig – Schwester M. Blasia und Schwester M. Edmunda – auch eine jüngere – Sr. M. Adelharda. Sie haben mich alle sehr gut begleitet und auch in meiner Genesung verständnisvoll unterstützt. Schrittweise wurde ich wieder gesund. Auch ihr Beispiel für ein Leben in der Ordensgemeinschaft hat mich sehr in meiner Berufung bestärkt. Als ich mit der Arbeit in der Verwaltung begann, beherrschte ich nur etwas das Schreiben auf der Schreibmaschine. Dann erhielt ich eine Einübungszeit und durfte auch einen Kursus in Stenografie belegen. Mit guter Unterstützung habe ich dann das 10-Fingersystem der Schreibmaschine gelernt. Dies war für mich eine große Freude.
Die franziskanische Ordensgemeinschaft hatte als besonderen Auftrag die Krankenpflege gewählt. Aufgrund meiner Erkrankungen habe ich keine Tätigkeit in der Krankenpflege direkt ausgeführt. Dabei habe ich sehr großes Verständnis bei der Ordensleitung, zu dieser Zeit Generaloberin Schwester Odilia, gefunden.
Von 1972 an durfte ich in verschiedenen Krankenhäusern unseres Ordens im Bereich der Pforte und in der Patientenaufnahme tätig sein, darunter Bremen, Lohne und Lingen. Von 1983 bis 1987 war ich unter der Leitung der Provinzoberin Schwester M. Plauta in der Provinz als Sekretärin tätig.
Aufgrund einer schweren Erkrankung konnte ich immer nur für begrenzte Zeiten für Aufgaben eingesetzt werden. Es war für mich nicht so einfach; aber durch gute Begleitung und verständnisvolle Mitschwestern habe ich diese Zeit gut überstehen können. Kleine Zeiten der Aushilfe oder Mithilfe in bestimmten Bereichen habe ich gerne übernommen und konnte auch zu meinen Grenzen stehen.
Von 1991 – 1995 erhielt ich meinen Einsatz in Damme im Pfortenbereich. Ich musste meinen Einsatz dann beenden, da ich schwer an Morbus Hodgkin erkrankte. Das war für mich nicht leicht zu ertragen. Wie gerne hätte ich mich in der mir liebgewordenen Aufgabe weiter eingesetzt. Von der Ordensleitung und von vielen Mitschwestern erhielt ich gute Unterstützung durch Ermutigung und durch das Gebet. Sie haben immer mit mir daran geglaubt, dass ich auch diese Zeit der Erkrankung gut überstehen kann. So kam es dann auch.
Im Jahr 1997 hatte ich mich von meiner Erkrankung erholt und konnte in der Patientenaufnahme des St. Franziskushospitals Münster eingesetzt werden. Es war für mich eine große Freude, mit Menschen in Kontakt zu stehen und gerade in Tagen der Erkrankung Hilfe anzubieten. Durch meine langen Ausfallzeiten und gesundheitlicheb Grenzen habe ich lernen dürfen, wie es Menschen in solchen Zeiten der Krankheit oder sonstigen Gebrechen geht, wenn sie gerade im Krankenhaus verständnisvoll und wohlwollend empfangen werden.
Froh und dankbar war ich 2012, dass ich nach 15 Jahren Einsatz an der Pforte des St. Franziskushospitals an der Pforte des Mutterhauses tätig werden durfte. Gerne habe ich mich auch hier für Besucher und Mitschwestern eingesetzt und kleine Aufgaben erledigt. Meine persönliche Zeit konnte ich jetzt auch etwas mehr für Gebet, Spaziergänge, Malen etc. einsetzen. Immer noch habe ich Freude, Naturbilder und andere Motive zu malen. Auch wenn ich mich nicht als große „Künstlerin“ sehe, finde ich auch darin meine Erfüllung und Zufriedenheit.
Inzwischen habe ich erfüllbare Aufgaben im Mutterhauskonvent übernommen und bin Gott dankbar, dass ich meinen Weg in seiner Nachfolge gehen darf. In Zeiten der Stille und des Gebetes denke ich immer wieder, dass ich jetzt die Zeit habe, auch auf diesem letzten Weg meiner Möglichkeiten, an das Ziel zu kommen, das ich mir zu Beginn meines Ordenslebens immer wieder vorgesagt habe. Rainer Maria Rilke vergleicht das Leben mit einem „Baum und dem Leben in wachsenden Ringen“. Ich habe durch die Erkrankungen immer wieder andere „Ringe“ erlebt und hoffe, dass ich auch den letzten noch erleben darf mit Seiner Kraft.
?!Das Rezept eines glücklichen Menschen ist es: Den Glauben behalten! Die Hoffnung nicht verlieren! Für gesunde Tage beten! Für alles, was ich bisher erlebt habe, danken!