Zweiter Tag in Bremerhaven

5. September 2024. Am Morgen des zweiten Tages in Bremerhaven wurden die Delegierten und Gäste des 21. Generalkapitels von einem wolkenlos blauen Sommerhimmel begrüßt. Nach einem ausgiebigen Frühstück konnten sie kurz nach neun Uhr ausgechecken und die Koffer bereits wieder in den Bus einladen. Dann spazierten die Teilnehmenden wenige Minuten zu Fuß zum Deutschen Auswandererhaus, das in zwei „Sprachengruppen“ besucht wurde: Die deutsch- und polnischsprachigen Reisenden machten sich mit den Dolmetscherinnen Eva-Maria Steiger und Agata Prochotta Milek auf den Weg, die Englisch und Japanisch Sprechenden wurden von Rolf Lehmann, Reiko Lelli-Tatsumi und Atsuko Matsumoto unterstützt.

Das Auswandererhaus ist den etwa 7,2 Millionen Menschen aus ganz Europa gewidmet, die vom 18. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert von Bremerhaven aus in die Neue Welt aufbrachen, wo sie auf ein besseres Leben hofften. Viele flohen vor Hunger, Arbeitslosigkeit, Krieg, Verfolgung oder Perspektivlosigkeit. Die Besucher der Ausstellung folgen den Spuren realer Lebensgeschichten von Bremerhaven zur Einwanderungsstation Ellis Island und hinein in die Stadt New York bis zur Ankunft in der großen Bahnhofshalle der ‚Grand Central Station‘.

Die historisch detailgetreu rekonstruierten Ausstellungsräume, die Licht- und Sound-Effekte und persönlichen Erinnerungsstücke stimmten nachdenklich und machten die Lebenswirklichkeit der Auswandernden intensiv spürbar. Sehr eindrücklich war zum Beispiel der Schiffskai nachempfunden, an dem die Reisenden früher Abschied von ihrer Heimat nahmen und in eine ungewisse Zukunft aufbrachen. Sehr deutlich wurde auch, welche Lebensbedingungen die Auswandernden während der langen Überfahrt nach Amerika in Kauf nehmen mussten – besonders vor der Erfindung der Dampfschiffe in den 1880er Jahren, als man noch 12 Wochen segeln musste, um den Atlantik zu überqueren. Dank all dieser Informationen können die Delegierten und Gäste des Generalkapitels nun umso mehr den Mut, das Durchhaltevermögen und die Lebensleistung der Mauritzer Franziskanerinnen verstehen und wertschätzen, die als Missionarinnen in fremde Welten reisten.

Auch das Mittagessen wurde gemeinsam im Auswandererhaus eingenommen: Die Teilnehmenden stärkten sich mit „Großmutters Kartoffelsuppe“, Kaffee, Eis und Kuchen. Vor der Abfahrt um 14 Uhr blieb noch Zeit für einen kurzen Spaziergang bei warmem Sonnenschein und frischem Wind.

Während der Rückfahrt wurde im Reisebus eine Vesper in den Muttersprachen der Teilnehmenden gefeiert, bevor die Gruppe um 18 Uhr im westfälischen Landgasthof Overwaul zum Essen einkehrte. Danke schön und Applaus für Planungsteam und alle Beteiligten, die zum Erfolg dieser Reise beigetragen haben.

Einige Eindrücke des zweiten Tages in Bremerhaven haben wir in einem Video zusammengestellt; die deutsche Übersetzung des Textes finden Sie darunter.

„Seit Jahrhunderten haben Menschen das Schicksal der Menschheit beeinflusst und verändert, insbesondere diejenigen, die wie viele unserer Schwestern in ein anderes Land ausgewandert sind. In diesem Sinne besuchten wir das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven, wo uns die Geschichten zahlloser Menschen berührten – und uns einen Einblick in diese Menschen gaben, deren Hoffnungen und Träume ihnen den Weg durch ihr Leben ebneten. Nach dem Mittagessen fuhren wir zurück nach Münster und kehrten zum Abendessen in einem traditionellen westfälischen Restaurant ein.

Dieser Ausflug war nicht nur sehr informativ, sondern bot den Delegierten und Gästen auch eine wunderbare Gelegenheit, Freundschaften zu erneuern und neue zu schließen. Während dieser zwei Tage kamen wir als internationale Familie in der franziskanischen Tradition der Gastfreundschaft und Freude zusammen – eine gute Vorbereitung auf die baldige Eröffnung des 21. Generalkapitels.“

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