
Pilgerinnen der Hoffnung (4): Erneuerung
Die Reihe „Pilgerinnen der Hoffnung“ ist ein monatlich erscheinender geistlicher Beitrag zum Heiligen Jahr – eine Kooperation des internationalen Generalats der Mauritzer Franziskanerinnen und der Kirchenzeitung „Kirche und Leben“. Unser Thema im April: Erneuerung.
Dieser Artikel wurde im April 2025 in „Kirche+Leben“ veröffentlicht.
30.04.2025. Im Zyklus der Natur ist der April ein Monat der Erneuerung: Endlich werden die Tage wieder länger, und jedes Jahr aufs Neue dürfen wir uns am leuchtenden Gelb der Osterglocken erfreuen und am zarten Grün der ersten Blätter.
Auch unser Kirchenjahr folgt einem Zyklus von Werden und Vergehen, der seinen Höhepunkt in der Karwoche findet. Hier liegen Sterben und Erneuerung besonders nah zusammen. Die gute Nachricht: Der Tod Jesu am Kreuz ist nicht etwa das Ende, sondern die Voraussetzung für einen neuen Anfang, für die Auferstehung. Jedes Jahr bestärkt uns diese Osterbotschaft in unserem Glauben und in der Hoffnung, dass ein Neu-Anfang, dass Erneuerung möglich ist.
Davon war auch unser Namenspatron überzeugt, der Hl. Franziskus von Assi, der ein besonders enges Verhältnis zur Natur hatte. Im Jahr 1225, schon sterbenskrank, schrieb Franziskus sein Loblied auf Gottes Schöpfung, den „Sonnengesang“, vielen bekannt als „Laudato Si“. Dieses Jahr, 2025, feiert die franziskanische Familie das 800-jährige Jubiläum dieses bedeutenden Werkes.
Zu einer Zeit, als das Wort „Nachhaltigkeit“ noch lange nicht erfunden war, lebte Franziskus in echtem Einklang mit der Natur. In seinem „Sonnengesang“ dankte er Gott für seine Schöpfung und für alle Geschöpfe. Voller Respekt und gleichzeitig sehr nah spricht er von Sonne, Mond und den Elementen als seinen „Geschwistern“ und hat keine Angst vor „Bruder Tod“, der ja ein natürlicher Teil des Zyklus ist, der Leben heißt. 1979 wurde Franziskus von Papst Johannes Paul II. zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie ernannt.
Auch in seiner Lebensführung würde man Franziskus heute als „nachhaltig“ bezeichnen: Er verzichtete auf persönlichen Besitz und Konsum und hatte nur das Nötigste zum Leben – eine bewusste Beschränkung, die ihn frei machte für seinen Dienst an Gott und den Menschen.
Nach diesen Grundsätzen des Hl. Franziskus richten wir Franziskanerinnen unser Leben aus, schon seit der Gründung unserer Ordensgemeinschaft 1844. So geloben wir bei unserem Eintritt, fortan in „Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam“ zu leben. Früher gehörte dazu auch, dass die Ordensgemeinschaft möglichst autark und im Einklang mit der Natur lebte: Bis weit nach dem 2. Weltkrieg gehörte zum Mutterhaus in Münster auch eine Landwirtschaft; wir Schwestern betrieben auch eine Gärtnerei und eine Bäckerei, unser eigenes Waschhaus und eine Großküche, mit der wir nicht nur uns selbst, sondern auch die Patienten im St. Franziskus-Hospital und viele Bedürftige versorgten.



Dies hat sich Schritt für Schritt verändert, aber in einem Bereich sind wir weiterhin Selbstversorgerinnen: Im Mutterhaus betreiben wir eine Schneiderei, in der die Kleider und Schleier für alle Schwestern der Deutschen Provinz und der Generalleitung in Maßanfertigung hergestellt werden.
Seit 1976 arbeitet hier Schwester M. Pankratia Stüwe, die im Februar 86 Jahre alt geworden ist und letztes Jahr ihr 60. Professjubiläum feierte. „Aktuell kleiden wir etwa 250 Schwestern ein“, erzählt Schwester Pankratia. Ursprünglich hat sie, wie alle Schwestern früher, die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und einige Jahre in der Pflege gearbeitet. Doch dann wurde Unterstützung in der Schneiderei benötigt, und Schwester Pankratia wechselte ihren Einsatzort und lernte das Schneiderhandwerk von Grund auf von ihren Mitschwestern. Heute arbeitet sie mit zwei Maßschneiderinnen zusammen und ist spezialisiert auf das Nähen und Anpassen der Ordenskleider und Schleier. In den fast 50 Jahren ihrer Tätigkeit hat sie es nur zweimal erlebt, dass sich die Tracht der Schwestern änderte – zuletzt 1989. „Das Ordenskleid ist jetzt einfach viel praktischer“, erklärt sie.



Alle Stoffe sind robust und langlebig. Beim Schleier können wir Schwestern wählen zwischen einem festlichen schwarzen und einem weißen Modell, das Kleid gibt es in vier Farben: anthrazit oder hellgrau für den Alltag, schwarz für Feiertage und weiß für die Arbeit. So sind wir immer richtig angezogen. Was braucht frau mehr?

Nachhaltige Kleidung, nachhaltig produziert: Seit 2022 setzen wir auf erneuerbare Energie. Auf 1316 qm Dachfläche haben wir 690 Solarmodule installieren lassen. Mit dieser Photovoltaik-Anlage decken wir mehr als die Hälfte des Energiebedarfs unseres Mutterhauses und sparen jährlich 122 Tonnen CO2. Das würde dem Hl. Franziskus sicher gefallen. Genauso wie die Ansicht des Dachs unserer Mutterhauskirche im Dunkeln: Die Solarmodule bilden eine Kreuzform, die nachts von LEDs beleuchtet wird. Und dieses leuchtende Kreuz erinnert uns immer wieder an Gott, den Quell unseres Glaubens und unserer Hoffnung auf Erneuerung.
Von Schwester M. Diethilde Bövingloh und Claudia Berghorn
(Fotos in der Schneiderei ©Kestin)